Rezension „Schlaft gut ihr fiesen Gedanken“ von John Green

»Irgendwann kommt ein Punkt im Leben, an dem die Schönheit der Welt genug ist. Man muss sie nicht mehr fotografieren, malen oder sich auch nur einprägen. 
Sie ist genug.«
Toni Morrison
-Seite 70

Klappentext:

Küssen ist gar nicht so leicht! Das gilt zumindest für die 16-jährige Aza Holmes. Denn gerade hat sie sich in den smarten und sensiblen Davis Pickett Junior verliebt, dessen millionenschwerer Vater auf rätselhafte Weise verschwunden ist. Mit Davis kann Aza Nachrichten austauschen, in die Sterne gucken und über Gedichte und Filme philosophieren. Nur ihn zu berühren, fällt Aza manchmal schwer. Denn sie leidet an einer Zwangsstörung. Für Aza besteht die Welt aus Bakterien, die sie bedrohen. Immer wieder zieht sich die Angstspirale in ihrem Kopf zusammen. Aza muss Mut beweisen und sich ihren Zwängen stellen. Dabei hat sie Freunde an ihrer Seite wie die witzig-charmante Daisy, die sie auf ihrem Weg begleiten.

Meine Meinung:

»ICH ist das Wort, das am schwersten zu definieren ist.«
-Seite 94

Ich muss zugeben, dass das mein erstes Buch von John Green ist. Ich habe zwar "das Schicksal ist ein mieser Verräter" gesehen und mochte den Film auch sehr, aber gelesen hatte ich von ihm bisher noch nichts. Deshalb war ich ziemlich gespannt, da ja immer alle so begeistert von seinen Büchern reden.
Ich muss allerdings sagen, dass ich anfangs ein wenig länger als sonst gebraucht habe, um mit dem Schreibstil warm zu werden. Ich mag lange Schachtelsätze sehr gerne, da sie sich meiner Meinung nach viel flüssiger und angenehmer lesen lassen. Die Sätze in diesem Buch waren teilweise sehr kurz und auch ziemlich nüchtern, was aber sehr zum Inhalt des Buches gepasst hat. Nachdem ich mich dann auch an diesen, schon etwas besonderen, Schreibstil gewöhnt hatte, ließ es sich auch unglaublich angenehm lesen. Was mir besonders gefallen hat, waren die ausdrucksstarken Metaphern, die sehr zahlreich verwendet wurden. Man konnte sie in unglaublich viele Richtungen interpretieren und sie haben einen auch dazu angeregt, sie auf sein eigenes Leben zu beziehen, Dinge zu hinterfragen und über den ein oder anderen Sachverhalt nachzudenken, über den man normalerweise nie nachgedacht hätte. Außerdem waren auch einige kurze Hypothesen im Buch, die der Autor einfach aufgestellt hat, in denen es über das Leben ging, und welche er anschließend nicht erläuterte, wodurch man sich seine ganz eigenen Gedanken gemacht hat und neben dem Leben der Protagonistin auch über sein eigenes nachgedacht hat. Somit ist es meiner Meinung nach ein sehr selbstreflektierendes Buch.

»Dein Jetzt ist nicht dein Immer.«
-Seite 109


Die ganze Story an sich war sehr gut, es ist finde ich immer wieder wichtig, auch solche Bücher zu lesen, da sie einem helfen, sich in andere Menschen besser hineinversetzten zu können, einem helfen nicht vorschnell über andere zu urteilen und einem dazu auch helfen Menschen, die einem anders erscheinen als man selbst, besser zu verstehen. Ich finde Azas Geschichte sehr bewegend und trotz der Tatsache, dass es mir nicht wie ihr geht, da ihr Zustand schon ein besonderer ist, konnte ich mich dank des guten Schreibstiles sehr gut in sie hineinversetzten.
Ich finde auch, dass Green besonders der Zwiespalt in Aza selbst unglaublich gut gelungen ist und die Art, wie sie selbst mit sich zu kämpfen hatte und wie man genau merkte, wann sie gegen sich selbst gewann und wann nicht.
Das Buch macht somit gleichzeitig Hoffnung, dass es im Leben immer etwas gibt, für dass es sich zu kämpfen loht und zeigt die Wichtigkeit von Familie und Freunden, zeigt aber eben auch, dass das Leben nicht immer gerecht oder gut ist.
Mir haben auch die starken Nebencharaktere sehr gut gefallen und besonders, wie der Autor im Verlauf der Handlung sowohl auf die Probleme der Protagonistin eingegangen ist, als auch auf die derer, die ihr Halt geben und an ihrer Seite stehen.

»„Das Leben reimt sich, aber nie an der Stelle, wo man es erwartet.“«
-Seite 171

Was ich persönlich auch absolut genossen habe, waren die Gedichte, die Green gekonnt in die Handlung eingebunden hat, welche bezogen auf einen Nebencharakter waren, aber gleichzeitig auch so gut auf Azas Leben anzuwenden waren. Zum anderen waren es aber auch solche, die ein jeder auf sein eigenes Leben anwenden kann und für sich persönlich Überlegungen anstellen kann, was wohl die Intension hinter diesen Worten ist.
Vor allem das Ende war meiner Meinung nach unglaublich stark und hat einen schönen Rahmen um die Geschichte geschlossen und Dinge vom Anfang wieder aufgegriffen, das Buch aber gleichzeitig auch aus einem anderen Winkel erscheinen lassen. So ein grandioses Ende gelingt wirklich nicht jedem Autor, da Green es geschafft hat mit wenigen Worten noch einmal so viel auszudrücken.
Im Großen und Ganzen war es ein wirklich grandioses Buch, was mich trotz der Startschwierigkeiten doch noch völlig von sich überzeugt hat und das ich wirklich nur jedem empfehlen kann.

»Ich kann mit drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter«.
Robert Frost
-Seite 205

Bewertung:

⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)

Seitenanzahl: 312
Verlag: dtv (Reihe Hanser)
Ausgabe: Paperback/ Hardcover
Preis: 10,95€ / 20,00€ (eBook: 9,99€)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: turtles all the way down
Übersetzung: Sophie Zeitz
Altersempfehlung: 14-99

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